
Vom Landwirt zum Energiewirt
Die Familie von Christian und Andrea Müller betreibt auf dem Hof „Unterbuck“ einen Landwirtschaftsbetrieb in der dritten Generation. Neben Rindfleischproduktion und Kartoffelbau ist die Energiewirtschaft ein neues Standbein. Im Rahmen der Betriebserweiterung wurde im Jahr 2012 die Müller Energie GmbH gegründet, welche zum Ziel hat einen Beitrag zur regionalen und nachhaltigen Energieversorgung zu liefern. Zentral war von Beginn weg die Erstellung und der Betrieb eines Wärmeverbundes, welcher mit regional produzierten Waldhackschnitzeln betrieben wird und der Bau einer Landwirtschaftlichen Biogasanlage.
Im Jahr 2013 wurden die ersten Fernwärmeleitungen verlegt. Die Holzkesselanlage mit einem Energiespeicher von 85‘000 Liter Inhalt wurden 2013 fertig gestellt. Dazu wurden gut 1’200 m2 Dachfläche mit Photovoltaik ausgestattet. Im Dezember 2014 ging dann auch die Seiler Biogasanlage ans Netz. Sie produziert mit ihrer Abwärme über 1'000 MWh Wärme. Nun kommt für die Wärmeerzeugung hauptsächlich die Biogasanlage zum Tragen. Der grosse Energiespeicher ermöglicht einen sehr hohen Nutzungsgrad der Abwärme des rund um die Uhr laufenden Blockheizkraftwerks der Biogasanlage. Er speichert die Wärme in Zeiten mit geringem Bedarf (nachts) und puffert Bedarfsspitzen im Fernwärmenetz (Aufheizphase am Morgen) ab. Wird mehr Wärme benötigt schaltet sich automatisch die Holzfeuerung zu.
Die Biogasanlage wird täglich mit Mist und Gülle der gut 350 eigenen Tiere, Mist aus Fremdbetrieben und weiteren Abfallprodukten wie Rüstabfälle, Rasenschnitt usw. beschickt. Um den Status „Landwirtschaftliche Biogasanlage“ zu halten, dürfen nur Substrate verwertet, die nicht als Nahrungs- oder Futtermittel gebraucht werden können. Die Substratmischung kommt über Fermenter eins in den gasdichten Kreislauf, indem bei 42 Grad der Abbau der Substrate beginnt und die lichtlöslichen Gase freisetzt. Dieses gelangt über Fermenter zwei und Endlager in den Gassack, der den Gasmotor beliefert. Der Gasmotor produziert einerseits Strom, der ins öffentliche Netz eingespeist wird, andererseits wird die Abwärme vom Motor über einen Plattentauscher ins Wärmenetz geleitet. Das Gärgut, dass nach gut 100 Tagen Verweilzeit in den Fermentern im Endlager gefasst wird, wird als hochwertiger Dünger wieder auf die Felder ausgebracht und der Kreislauf schliesst sich. Aus Mist und Gülle wird Energie!
Die Kombination von Landwirtschaft und Energie stellt einen wichtigen Schritt hin zu geschlossen Kreisläufen dar und ist damit ein wichtiger Beitrag für die Nachhaltigkeit.